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                           Festrede für jeden Anlaß
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                           1994 by Lutz Kobuszynski

Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren, hochverehrtes Publikum!

Bevor ich zu Ihnen spreche, moechte ich zunaechst etwas sagen.

Ich moechte Ihnen meinen Dank dafuer ausdruecken, Sie heute hier versammelt zu  sehen,  und  meinen Dank dafuer, dass ich gerade hier und heute und vor allem in einer Zeit wie dieser zu Ihnen sprechen darf.

Aber  schliesslich  ist es ja das, was uns alle hier versammelt hat, dieser Anlass,  den  man  gerade auch  aus der geschichtlichen Entwicklung heraus nicht  einfach  verdraengen  darf, auch wenn genau dies in unserer modernen und schnelllebigen Zeit von immer mehr Menschen mit der Bemerkung "Das geht mich  nichts  an"  oder "Das interessiert mich nicht" einfach abgetan wird.

Nein,  meine  Damen  und  Herren,  ich danke Ihnen auch dafuer, dass gerade Menschen wie Sie nicht  einfach diesen bequemen Weg gehen, sondern ein jeder von Ihnen bereit ist, sich an die Stelle zu stellen, die die Geschichte und auch  unsere  heutige  Gesellschaft  Ihnen  zugewiesen hat.  Ich muss nicht betonen, wie wichtig gerade in unserer Zeit eine genaue Betrachtung unserer Umwelt  und  der Geschehnisse um uns herum ist, denn zuleicht geschieht es, dass  Entwicklungen  auch  ohne unser Zutun und scheinbar ohne Zusammenhang ihren  Fortgang  nehmen,  scheinbar unbeeinflussbar.  Doch genau darum sind wir heute hier versammelt.  Um unseren Einfluss zu nehmen, sei er scheinbar noch  so  klein und unbedeutend.  Es müssen endlich einmal einige Dinge in aller  Deutlichkeit  gesagt  werden,  so unbequem und schmerzhaft dies auch sein mag.

Ist  denn  alles  wirklich  so unbeeinflussbar, wie es uns im ersten Moment scheint? Nein, hochverehrtes Publikum, wir, die wir zusammengefunden haben, wir wissen, dass dem nicht so ist, und deswegen sind wir heute allen Widrigkeiten  zum  Trotze  hier. Es liegt immer  auch  an jedem Einzelnen  von uns, was er an der  Entwicklung  beeinflussen kann und will. Mit diesem Wissen ausgestattet, kann ein jeder in diesem Raum morgen in die Welt  gehen  und  seinen  Einfluss  nehmen,  sich   dem  Leben  und  dieser Herausforderung stellen. Und  ist  es  nicht  genau  das, was  man von  uns verlangt und was wir zu leisten bereit sind?  Welcher Mensch kann sich dem entziehen, will er verantwortungsbewusst handeln? 

Sie, und ich  möchte in aller Bescheidenheit  hinzufügen,  auch ich, werden  tun,  was  auch  immer uns notwendig  erscheint,  die  gesteckten Ziele zu erreichen. Und so eint uns hier in diesem Raum  das  Gefühl,  uns  im Bewusstsein um unsere Ziele und um das Machbare  an  der Gestaltung  der Wirklichkeit  zu beteiligen, einer Wirklichkeit, deren Gesetzmässkeiten niemand  gegenüber die  Augen verschliessen darf.

Sie werden sagen, dazu gehört Mut, und ich werde Ihnen antworten:  Jawohl, meine  Damen  und Herren,  dazu  gehört großer Mut, und ich  denke, die hier Versammelten beweisen schon durch ihre  bloße Anwesenheit diesen Mut. Wer, wenn  nicht  Sie,  hochverehrtes Publikum, kann sich dieser Aufgabe stellen und  die damit verbundenen Risiken sehenden Auges eingehen.  Ich möchte an dieser  Stelle  Cicero  zitieren,  der  da  sagte:   Audacis fortuna juvat. Jawohl,  meine  Damen  und Herren, dem Tapferen hilft das Glück, gerade in Zeiten wie diesen.

Man darf sich der Tatsache nicht verschliessen, dass die Geschichte und das Bild  der  Gesellschaft  immer aus der Summe der Handlungen aller Individuen entsteht und  entstehen  wird,  und  so  sind alle am weiteren Fortgang der Entwicklung  beteiligt.   Nutzen wir also unseren Einfluss, und sei er noch so klein, um an dieser Geschichte unseren Anteil zu haben.

Was  uns,  meine Damen und Herren, hier versammelt hat, ist, um einen alten Meister zu zitieren: "... was den Menschen zieret, und dazu ward ihm  der Verstand, dass er im tiefsten Innern spüret, was er erschafft mit seiner  Hand." Ich  möchte  damit  zum Ausdruck bringen, dass uns nur das bewusste Wissen um das Sein der Dinge Kenntnis über ihre Natur verschafft. 

Mit  diesem  Wissen  ausgestattet, kann ein jeder als Teil des Ganzen mitwirken an der Gestaltung  des Ganzen,  und  es  geschieht,  was  geschieht und geschehen muss. So schliesse ich nun meinen Gedanken mit dem Wunsch und dem Wissen, dass  das  Gesagte  gehört  wurde  und  Danke  Ihnen  herzlich für  Ihre geschätzte Aufmerksamkeit.

(c) ( siehe auch http://privat.schlund.de/l/limacher )